Finanzakte 9340
geb. 15.4.87 in Linz
München, Rossinistr. 10/I Untermiete bei Lippert (Tochter und Schwiegersohn)
städt. Gartenmeisterswitwe
deportiert nach Theresienstadt 21.7.42
in Theresienstadt verstorben am 26.4.45
Vermögenserklärung vom 20.7.1942:
letzte Beschäftigung Fa Oldenburg Verlag, wöchentl. ca 18,- RM (Reichsmark) Verdienst
Staatsangehörigkeit Bayern
Ehegatte: Albert Doll, geb. 31. Dez 1877, kath.
Verheiratet 1.6.1911
Verwitwet: 7.7.27
Jude?: ja-katholisch
Sie wohnte bei Tochter und Schwiegersohn:
Hilde Lippert, geb. Doll, kath.
Johann Lippert, kath.
Die Wohnung galt als Unterhaltszuschuss
Gesamtes Vermögen: 2,30 RM auf einem Sparbuch bei der Bayerischen Hypo- und Wechselbank
Mitglied im kath. Begräbnisverein
erhält Pension von Stadt München und Invalidenrente
Besitz: fast nichts – 1 Gesellschaftskleid, 1 Wollkleid, 3 Waschkleider, 1 Wintermantel, 1 Sommermantel, 6 Hemden alt, 4 Hosen, 9 Paar Strümpfe, 2 Handschuhe, 1 Paar Schuhe, 1 Paar Hausschuhe, 2 Paar alte Schuhe
Tätigkeit: ‚als Witwe genäht und hauswirtschaftet bei der verheirateten Tochter’
22.7.1942 Das Vermögen wird zugunsten des Deutschen Reiches als Vermögen von
Reichsfeinden eingezogen.
Versteigerungsniederschrift vom 11.9.1942:
Die Versteigerung fand in der Schwanthalerschule im Turnsaal statt.
1 Posten Kleider und 1 Paar Schuhe wurden für 3,30 RM vom Bauer Flachsröste, Lohhof ersteigert
Schreiben des OberFinanzpräsidenten vom 4.7.1944 an den Oberbürgermeister ‚der Hauptstadt der Bewegung’: die Zahlung der Rente ist ab 1.8.1942 eingestellt.
Vom Münchner Begräbnisverein wurden nach Aufforderung am 25.9.44 64,15 RM an den Oberfinanzpräsidenten überwiesen.
Kopie: von Sparguthaben von 2,30 RM – ‚ist verwertet’ v. 13.7.1944, Oberfinanzpräsident
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10.7.1948 Anzeige an das Zentralanmeldeamt Bad Nauheim
Gesamtvermögen: Überweisung von Bayerischen Hypo und Wechselbank 4,20 RM
Versteigerungserlös 3,30 RM
Rückkaufwert der Versicherung des kath.
Begräbnisvereins 64,15 RM
ab Ausgaben: 7,55 RM
Die Höhe der Witwenpension und der Invalidenrente ist unbekannt.
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Die Tochter Hilde Lippert stellt am 24.12.48 Antrag auf Wiedergutmachung (→ Kopie) gesamt 4247,50 DM.
Sie begründet dies mit dem Anspruch auf Rente und Pension während der KZ-Zeit, da die Rentenzahlung seit Juli 42 eingestellt wurde, die Mutter aber erst 44 verstarb (Im Gedenkbuch ist 45 angegeben)
.
„ Die Stadt München hat demnach die Pension von monatl. 117,18 RM für insgesamt 33 Monate eingespart. Ich weiß es genau, dass diese Pension nicht etwa meiner Mutter nach Theresienstadt nachgeschickt worden ist.“
28.3.1951 Der Anspruch wird als unbegründet zurückgewiesen von der Oberfinanzdirektion, da der Anspruch sich auf die Rückzahlung von Pension und Rente und nicht auf feststellbare Vermögensgegenstände bezieht und kann daher nicht in Verfahren nach dem REG geltend gemacht werden.
Es ergibt sich ein Verfahren bei der Stadt München:
Ergebnis
21.12.1951
Wiedergutmachungsbehörde I:
„Mit Erklärung vom 19.12.51 hat die Antragsstellerin die Anmeldung vom 24.12.48 zurückgenommen.
Damit ist das Verfahren erledigt.“
Quelle: Staatsarchiv München