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Projekt zur Erinnerung an jüdische Nachbarn in Neuhausen 2013

„hier wohnte…“

nennt der Künstler Wolfram P. Kastner seine Aktion. Vor fünf ausgewählten Wohnhäusern hat er 2013 im Münchner Stadtteil Neuhausen 25 weiße Koffer installiert. Sie erinnern an jüdische Nachbarn, die ab 1933 systematisch schikaniert, beraubt, später deportiert und ermordet wurden: Nachbarn, Freunde, Menschen, denen man tagtäglich beim Einkaufen oder auf der Straße begegnet war.

Am 20. November 1941 deportierten die Nationalsozialisten 996 jüdische Münchner Bürgerinnen und Bürger nach Kaunas (heute: Litauen) und ermordeten sie am 25. November. Von ihnen ist oft nicht mehr geblieben als ein Passfoto oder ein Dokument mit dem zynischen Vermerk „nach unbekannt abgewandert“. Im Zuge der Deportation mussten sie ihre gesamte Habe auf den Inhalt eines einzigen Koffers beschränken. Wie im Gedicht „Ein kleiner Koffer“ von Ilse Weber, das der Aktion ein Symbol gab: Der Koffer als Sinnbild für das Leben und Leiden der ehemaligen jüdischen Bewohner Neuhausens. Durch die weiße Lackierung heben sich die Koffer vom grauen Straßenalltag ab. In vielen Kulturen steht die Farbe Weiß für Trauer und Tod.

Die Kofferinstallationen waren bis zum 20. November 2013, dem Tag der Deportation vor 72 Jahren, zu sehen. Vergleichbare Projekte gab es bereits in Bogenhausen und Sendling.

Gehen Sie auf Rundgang durch Neuhausen und lesen Sie die Geschichten der ehemaligen Bewohner auf den Gedenktafeln oder hören Sie im Audio-Rundgang den Erzählungen von Wolfram P. Kastner und Ingrid Reuther zu. Der QR-Code auf den Gedenktafeln führt Sie zu dem Audio-Rundgang. Die Dateien  stehen in der Mediathek unter „Rundgang“ außerdem zum Download bereit.

Veranstalter des Projekts sind das Institut für Kunst und Forschung, der Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg, das Kulturreferat der Landeshauptstadt München, die Münchner Volkshochschule, die Stadtbibliothek Neuhausen und die Mittelschule am Winthirplatz (Winthirschule).

Der Initiator Wolfram P. Kastner hat das Projekt gemeinsam mit von 16 ehrenamtlichen Mitwirkenden umgesetzt. Sie setzen sich gegen das Vergessen ein. Als Einstieg in das Thema dient ein kurzer geschichtlicher Überblick zur Verfolgung jüdischer Mitbürger im Dritten Reich.

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