Das Projekt „hier wohnte…“, bei dem Wolfram P. Kastner mit weißen Koffern an jüdische Nachbarn in Neuhausen erinnert, ist von großer Bedeutung für die Weiterentwicklung einer lebendigen und klugen Kultur des Erinnerns in unserer Stadt.
Auf erschreckende und zugleich bewegende Weise wird deutlich, wie weitflächig und tiefgreifend der mörderische Kahlschlag der Nazis war. Die Menschen, die 1941 von Neuhausen nach Kaunas deportiert wurden, waren Nachbarn, Freunde, Kollegen, Kunden, Ärzte, Anwälte, Krankenschwestern, Lehrer, Handwerker – Kinder, Männer, Frauen, Familien, die aus dem Leben und aus der Mitte der Stadt gerissen wurden. Sie haben eine Lücke hinterlassen, die nie wieder gefüllt werden konnte und die bis heute schmerzhaft zu spüren ist.
Ich danke Wolfram P. Kastner für diese würdige und beeindruckende Form des Gedenkens. Das Projekt macht das Schicksal und damit auch die Lebensgeschichte dieser Menschen wieder sichtbar und appelliert an die Wachsamkeit der Menschen. Nie wieder soll zugelassen werden, dass Menschen auf offener Straße diskriminiert, diffamiert und schließlich deportiert werden. Lassen Sie uns alle gemeinsam auf unsere Nachbarn Acht geben. Wenn wir alle füreinander Verantwortung übernehmen, so werden wir unserer Verantwortung gegenüber unserer Heimat gerecht. Damit München für alle Menschen liebens- und lebenswert bleibt.
Dr. h.c. Charlotte Knobloch
Präsidentin der Israelitische Kultusgemeinde
München und Oberbayern K.d.ö.R.