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Thomas Häns

Thomas Häns

Wir machen, was in der Schule selbstverständlich sein sollte: Wir begegnen Zeitzeugen

Oft sind es Zufälle, die gar keine sind. Es sind die ineinander mündenden Ereignisse, Begegnungen und Blitzlichter, die einen nachdenklich machen und einen Anstoß geben.

In einem Beitrag von Bayern 2 zum Thema „Die – Quellen – sprechen“ hat Walter Joelsen sein Schicksal als Halbjude im 3. Reich auf eine sehr betroffen machende Weise beschrieben. Mich hat seine Erzählung nicht mehr los gelassen. Zeitgleich ging an der Schule das Musikprojekt „music for goals“ des jüdischen Sportvereins „TSV Maccabi München“ für ein friedliches Miteinander von Jugendlichen an den Start. Ohne diese beiden Ereignisse – was hätten mich dann irgendwelche alten Koffer gejuckt, die irgendwo in Neuhausen vor irgendwelchen Häusern stehen?

In einem Artikel der Süddeutschen Zeitung wurde ausführlich über das Projekt zur Erinnerung an jüdische Nachbarn in Neuhausen berichtet. Es war Thema im Lehrerzimmer. Die Lehrer waren ebenso betroffen wie begeistert. So griff ich zum Telefon und wählte die Nummer von Herrn Kastner.

In diesem Projekt verknüpfen sich Vergangenheit und Gegenwart. Bewältigung und Gestaltung. Erinnerung und Teilhabe. Diese Gegensätze laufen in der Schule zusammen, reiben sich, ergänzen sich. Wir Lehrer nennen das Bildung, Lernen: Die Erfahrungen des Vergangenen verbinden mit Ideen und Plänen für eine gestaltete Zukunft.

Also wollten wir in der Schule unbedingt Walter Joelsen einladen, um mit ihm und den Schülern den Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart zu spannen. Gegen das Vergessen und für eine verantwortungsvolle Gestaltung der Zukunft.

Also machen wir, was eigentlich selbstverständlich in der Schule sein sollte, aber meines Erachtens aufgrund von Zeitnot und Lehrplanüberfüllung viel zu wenig praktiziert wird:
Wir begegnen Zeitzeugen, sprechen mit ihnen und sind betroffen. Wir tanzen, trommeln und rappen. Wir geben den Zeitdokumenten und Kunstwerken einen Raum. Und haben, so hoffe ich, Zeit.

In diesem Sinne freue ich mich darauf, mit meinen Schülern und Lehrern Gastgeber sein zu dürfen für eine eindrucksvolle Ausstellung im Herbst 2013 zum Thema „hier wohnte…“.

Ich freue mich auf gute Gespräche und interessante Begegnungen.

Thomas Häns
Schulleiter der Mittelschule am Winthirplatz, Mitveranstalter des Projekts „hier wohnte…“

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