

Die Martiusstraße war als verbindendes Straßenstück zwischen der damals noch als Schwabinger Landstraße bezeichneten Leopoldstraße und der Königinstraße bereits um 1885 konzipiert worden. Bebaut wurde sie zwischen 1906 und 1907 im westlichen Abschnitt bis zum damaligen Kaulbachplatz, heute Kißkaltplatz. Als östlicher Endpunkt der Achse Elisabeth- und Franz-Joseph-Straße wurde auch die Martiusstraße bevorzugter Bereich für herrschaftliche Mietshäuser in Schwabing. Anton Hatzl, Architekt und gleichzeitig Besitzer, ließ an der Nordseite eine geschlossene Reihe von vier Bauten (Nr. 1, 3, 5, 7) und gegenüber auf der Südseite ein weiteres Objekt (Nr. 4) errichten. Dieses wurde durch zwei ähnlich gestaltete Häuser (Nr. 6, 8) vom Architekten Franz Popp ergänzt. Letzteres hat seine aufwändige Fassadengestaltung im Zuge der Beseitigung von Kriegsschäden eingebüßt.
Bauherr war der Münchener Schlossermeister, Bauunternehmer, Immobilienspekulant, Aktionär und Realienbesitzer Friedrich Trump (1857-1931). Der aus Treuchtlingen stammende Unternehmer hatte im damals recht neuen Münchener Stadtteil Schwabing mehrere prächtige Gebäude mit luxuriösen Mietwohnungen von so bekannten Architekten wie Max Langheinrich, Martin Wintergerst und Franz Popp im Jugendstil bauen lassen (in der Schelling-, Friedrich-, Franz-Joseph- und Ainmiller-Straße). 1906 lobte der Tölzer Kurier „die großen Wohnungs-Neubauten des Baumeisters Friedrich Trump in München, die mit moderner Technik errichtet werden, so mit elektrisch betriebenen Aufzügen, die täglich 35.000 Ziegelsteine und ein dementsprechendes Quantum Mörtel befördern können.“
Der vermutlich erste Eigentümer war Dr. Wilhelm Sohler, der ursprünglich aus Mailand stammte. Er hatte in Freiburg und München studiert, und war dann Arzt und Sanitätsrat in München. Danach übernahm der Kaufmann und Reeder Louis (Ludwig) von Kannengießer das Haus, vermutlich um 1916. Er stammte aus Essen (geboren am 17. April 1852) und besaß in Mühlheim eine Bergbau- und Schifffahrt AG. Während des ersten Weltkriegs kam er nach München, wo er am 30. Oktober 1919 starb. Seine Erben übernahmen das Haus.
Anfang der 1920er Jahre wurde Ernst Walter Stauffer Eigentümer der Immobilie. Ernst Walter Stauffer wurde am 7. Januar 1887 in Sesto Cremonese, Italien, als Sohn Schweizer Eltern geboren. Er war ein italienisch-schweizerischer Unternehmer und Mäzen. Vom väterlichen Käsereigeschäft übernahm er 1912 Teilbereiche und baute in Cremona eine mehrstöckige Produktionsstätte und einen sehr großen Käsekeller. Dort wurde bald Käse in industriellem Maßstab hergestellt und über das von seinem Onkel aufgebaute Vertriebsnetz in ganz Italien verkauft. Durch das Käsegeschäft zu Wohlstand gekommen, kaufte er nicht nur in Italien, sondern auch in der Schweiz viele Immobilien. Ihm gehörte auch das Haus in der Martiusstraße 8 von Anfang der 1920er Jahre womöglich bis zu seinem Tod.
Während eines Aufenthalts in Bern starb Stauffer am 26. Februar 1974. Der Junggeselle Stauffer vermachte sein ganzes Vermögen von 100 Milliarden Lire (auf 2023 umgerechnet rund 50 Millionen Franken) seiner Stiftung „Centro di Musicologia Walter Stauffer“. Bereits seit längerem und bis heute ist die Martiusstraße 8 ein Verwaltungsgebäude der Münchner Rückversicherung.
Zu den ersten Mietern in der Martiusstraße 8 zählten Dr. Otto und Charlotte Perutz, die am 1. Januar 1908 einzogen, sowie Frieda und Julius Schweisheimer, die ab dem 9. April 1907 in der Martiusstraße 8 wohnten, wo 1908 auch deren Tochter Ruth und 1911 die Tochter Dora zur Welt kamen.
Die Mutter von Frieda Schweisheimer, Ida Schönthal, zog nach dem Tod ihres Ehemannes im Jahr 1905 nach München und wohnte bereits ab dem 5. April 1907 in der Martiusstraße 8.