Familie Silberschmidt

Silberschmidt Ida, 2. Dezember 1870 – 7. April 1943                
Silberschmidt Hans, Sohn von Ida, 28. März 1895 – 4. April 1942                     
Silberschmidt Rosa, Tochter von Ida, 18. Dezember 1892 – 4. April 1942

Ida Silberschmidt wurde am 2. Dezember 1870 in La Chaux-de-Fonds, Kanton Neuchâtel, Schweiz, geboren. Ihr Vater war Moses Moise Silberschmidt, der aus Niederwerrn bei Schweinfurt stammte und in die Schweiz ausgewandert war. In La Chaux-de-Fonds ließ er sich mit seiner Familie nieder und gründete dort eine Uhrenfabrik. 1887 wurde ein Amboss mit Hammer als Handelsmarke der Firma eingetragen. Ihre Mutter war Rosa Silberschmidt, geb. Gutmann. 

Sie hatte einen Bruder, Prof. Dr. med. William Silberschmidt (geboren am 17. Januar 1869, La Chaux-de-Fonds), der am 8. April 1947 in Zürich starb. Ida Silberschmidt besuchte die Höhere Mädchenschule. Sie lebte bis zu ihrer Verehelichung in der französischen Schweiz. 

Ihre Mutter verstarb im Alter von 32 Jahren in La Chaud-de-Fonds, wo sie auf dem Cimetière israélite des Eplatures beerdigt wurde. Dort befindet sich auch das Grab des am 24. Mai 1890 verstorbenen Vaters.

Am 7. September 1891 heiratete Ida in Heidingsfeld den Geheimen Justizrat Prof. Dr. jur. Wilhelm Silberschmidt, geboren am 18. Juli 1862 in Würzburg.

Wilhelm Silberschmidt war später als Oberlandesgerichtsrat in München tätig. Seit 1918, er war bereits Privatdozent gewesen, war er Honorarprofessor an der juristischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Am 1. Mai 1919 wurde er zum Rat des Bayerischen Obersten Landgerichts berufen. Er war langjähriger Vorsitzender der Tagung des Verbands Bayerischer israelitischer Gemeinden und in Ausschüssen der israelitischen Kultusgemeinde tätig. Nach seiner Ernennung zum Geheimen Justizrat ließ er sich im Sommer 1928 in den Ruhestand versetzen. Nach Beginn der Zeit des Nationalsozialismus wurde er im Mai 1933 mit einem Vorlesungsverbot belegt und im Juni des gleichen Jahres wurde ihm seine Lehrbefugnis entzogen.

Das Ehepaar hatte fünf Kinder.  Der Sohn Friedrich Maximilian starb am 19. August 1897 im Alter von zwei Monaten in Aschaffenburg. Ihr Sohn Benno Daniel, geboren am 3. April 1899 in Aschaffenburg, promovierter Jurist und Amtsrichter in Ingolstadt, wurde 1935 aus dem Staatsdienst entlassen und emigrierte im November 1939 nach Sao Paulo. Er kehrte 1954 nach Deutschland zurück und starb am 14. April 1988 in München. Ihr Sohn Dr. phil. Karl, geboren am 31. August 1903 in Aschaffenburg, Botaniker, emigrierte im November 1936 nach Sao Paulo und blieb dort bis zu seinem Tode am 2. April 1974.

Idas und Wilhelms Tochter Rosa wurde am 18. Dezember 1892 in Nürnberg geboren. Sie war promovierte Studienrätin und unterrichtete an der Sophienschule in Würzburg. 1933 wurde sie aus dem Schuldienst entlassen und zog dann nach München zu ihren Eltern. Bis 1941 unterrichtete sie an der israelitischen Volksschule in München.

Ida und Wilhelms Sohn Hans Silberschmidt, Rechtsanwalt, geboren am 28. März 1895 in Nürnberg, ledig, besuchte dort das Humanistische Gymnasium. 

Die Familie zog am 1. Januar 1916 nach München und bezog wenig später eine Wohnung in der Isabellastraße 22/II. Hans studierte an der LMU München Jura. Er legte dort die juristische Staatsprüfung ab. Von 1915 bis 1918 nahm er als Frontkämpfer am Ersten Weltkrieg teil. 

Sein Vater hatte im gleichen Haus in der Isabellastraße 22/I eine Rechtsanwaltskanzlei, in die Hans als Sozius einstieg. Am 24. Januar 1930 promovierte er in Jura. Hans Silberschmidt war Experte für Versicherungsfragen. Er sprach mehrere Sprachen fließend (Französisch, Englisch, Holländisch, Portugiesisch, Italienisch und skandinavische Sprachen). Mit Beginn der Naziherrschaft änderten sich die Lebensumstände dramatisch. Ihm wurde die Zulassung entzogen. Bis Februar 1939 war er weiter als „Konsulent“ tätig.

Hans blieb bis Mitte 1937 in der Isabellastraße 22, seine Eltern und Rosa zogen Anfang 1937 in die Bauerstraße 26. Am 14. Juli 1937 folgte ihnen Hans dorthin. Er wohnte im Erdgeschoss, die Eltern im ersten Stock. Am 6. März 1939 starb Wilhelm Silberschmidt nach langer Krankheit in München. Ida und Rosa Silberschmidt zogen vermutlich zu Hans. Am 16. April 1940 wurden Mutter, Tochter Rosa und Sohn Hans von den NS-Behörden in die Martiusstraße 8/0 eingewiesen. Sie mussten am 15. September 1941 wieder in die Bauerstraße 26 ziehen, kurz danach in die Jakob-Klar-Straße 1 und waren ab dem 1. Dezember 1941 in der Herzog-Rudolf-Straße 1.  Am 7. März 1942 kam Rosa in das Barackenlager Knorrstraße. 

Hans Silberschmidt wurde von München am 4. April 1942 gemeinsam mit seiner Schwester Rosa in das Durchgangsghetto Piaski in der Nähe von Lublin deportiert und mit ihr dort oder in den Vernichtungslagern Bełżec oder Sobibór von der SS ermordet.

Ihre Mutter Ida wurde am 23.07.1942 aus München in das KZ Theresienstadt deportiert und dort am 7. April 1943 ermordet.

Für Dr. Rosa Silberschmidt wurde in Würzburg ein Stolperstein verlegt.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert