Ernest (Ernst) Bernhard Hofeller wurde am 22. September 1921 in München als zweites Kind des Bankiers Alfred Hofeller und seiner Frau Hildegard (geb. Unikower) geboren. Der Vater war Inhaber des Bankgeschäfts A. Hofeller & Co. am Maximilianplatz 13, das im Zuge der fortschreitenden „Arisierung“ am 6. September 1938 für den 1. April 1938 abgemeldet wurde. Ernest Hofeller feierte am 15. September 1934 seine Bar-Mizwa in der Münchner Hauptsynagoge.
1938 besuchte er wie zuvor seine drei Jahre ältere Schwester Leonore ein Internat in Vevey in der Schweiz. Sie war bereits 1937, nach einem Jahr des Französischstudiums, nach München zurückgekehrt und versuchte erfolglos zwischen 1938 und 1941 gemeinsam mit den Eltern, Visa für eine Ausreise nach England, in die USA und in die Dominikanische Republik zu erhalten.
Sie wurden am 20. November 1941 deportiert und in Kaunas ermordet. Ernest Hofeller hingegen gelang 1940 die Flucht. Sein Weg führte ihn von der Schweiz über Portugal zunächst in die Dominikanische Republik, wo er sich wie einige hundert deutsch-jüdische Flüchtlinge vorübergehend in der agrarisch geprägten Siedlung Sosúa niederließ. Nach Erhalt eines Affidavits im August 1945 durch den früheren Münchner Gemeinderabbiner, Dr. Leo Baerwald, übersiedelte er am 12. Januar 1946 nach New York, USA. Er starb am 16. Juli 2008 in Pembroke Pines, Florida (USA). Seine Memoiren verfasste Ernest Hofeller Ende der 1990er Jahre in englischer Sprache. Der hier abgedruckte Auszug gibt Einblick in seine Erlebnisse während der Kindheit und Jugend in München. Als ich 1928 sieben Jahre alt war, verbrachten wir den Sommer in einem Hotel in Pontresina, einem wunderschönen Schweizer Bergdorf in der Nähe von St. Moritz. Im darauffolgenden Jahr waren wir in Siusi in den italienischen Dolomiten. das war 1929, im Jahr des Börsencrashs. mein Vater90 reiste jedes Wochenende von München dorthin, ein für diese Zeit sehr ungewöhnlicher Vorgang. in den folgenden drei Jahren blieben wir in den Ferien in deutsch-land, aber schon 1934 begannen die reisen ins Ausland wieder. Wenn man in den Ferien oder geschäftlich ins Ausland fahren wollte, beantragte man eine Genehmigung, um einen bestimmten Geldbetrag abzuheben oder zu wechseln, 90 Alfred Hofeller (1889–1941), Bankier in München; seit 6. Februar 1917 verheiratet mit Hildegard Hofeller(geb. Unikower). Gemeinsam mit seiner Ehefrau und Tochter Leonore wurde Alfred Hofeller am 20. November 1941 deportiert und in Kaunas ermordet.