Ilse-Lotte und Olga Nussbaum

Ilse-Lotte Nußbaum wurde am 21. September 1927 in Halle an der Saale als Tochter von Leopold und Olga Nußbaum, geb. Gundersheimer geboren. Ihr Vater war Kaufmann und betrieb in Halle an der Saale, Bernhardystraße 56, eine Friseurartikel-Großhandlung. Leopold kam aus Jessnitz im Kreis Dessau-Köthen, Anhalt, wo er am 19. Mai 1897 geboren wurde. Ihre Mutter war Schneiderin und Kontoristin und hatte die Kaufmännische Handelsschule besucht. Olga stammte aus München, wo sie am 19. März 1899 geboren wurde. Sie hatte fünf Geschwister, von denen nur drei das Kindesalter überlebten.

Ilse-Lotte wuchs zunächst in Halle auf, doch im April 1938 verhafteten die Nationalsozialisten Leopold und deportierten ihn in das Konzentrationslager Buchenwald. Am 14. Mai 1938, nach nur drei Wochen in Gefangenschaft, wurde er dort unter ungeklärten Umständen umgebracht.

Nach dem Tod des Vaters waren Mutter Olga und die damals zehnjährige Ilse-Lotte aufgrund der Verfolgung durch Nazis gezwungen, nach München zu ziehen: Im Juli 1938 kamen sie bei Olgas Bruder Paul sowie den Großeltern Moritz Moses und Anna Esther Gundersheimer in der Herzogstraße 65 unter.

Ilse-Lotte besuchte zunächst die Schule. Doch die systematische Entrechtung und Verfolgung jüdischer Bürgerinnen und Bürger durch die Nationalsozialisten nahmen ihr zunehmend jede Möglichkeit auf eine normale Kindheit. Anfang 1942 wurde die mittlerweile 14-Jährige gemeinsam mit Mutter Olga in ein NS-Sammellager in der Clemens-August-Straße 9 eingewiesen.

Von Mai 1942 an musste sie in der Flachsröste Lohhof Zwangsarbeit leisten. Am 13. März 1943 deportierten die Nationalsozialisten schließlich Ilse-Lotte, ihre Mutter sowie 217 weitere jüdischen Münchnerinnen und Münchnern in das KZ Auschwitz. Von dort schrieb das Mädchen am 15. Juni 1943 eine Karte an ihren Freund Walter Geismar in München. Es ist das letzte bekannte Lebenszeichen von ihr:

„Mein lieber Walter! Ich bin gesund. Mir geht es gut. Bin mit Mutti beisammen. Bleibe tapfer. Auch ich lasse mich nicht unterkriegen! Vergiss mich nicht und schreibe sofort. Mutti lässt Dich und Deine lieben Eltern grüssen. Ich grüsse Dich innig und küsse Dich innig und Deine lieben Eltern! In alter Liebe Deine Ilse Kochani”

Ein halbes Jahr später, am 31. Dezember 1943, ermordeten die Nationalsozialisten Ilse-Lotte im KZ Auschwitz. Sie wurde nur 16 Jahre alt.

Die verwitwete Mutter von Olga, wurde in das KZ Theresienstadt deportiert. Sie überlebte die Shoah und wanderte zu Olgas Schwester Ella Silber in die USA aus.