Rosa Bechhöfer

07. Juli 1898 – 13. März 1943
ca. 1938

Rosa Bechhöfer wurde am 07. Juli 1898 in Bechhofen geboren. Ihre Eltern waren Gabriel Bechhöfer und Sarah (Ursula), geb. Liebenstein. Die Eltern lebten in Bechhofen. 

Rosa Bechhöfer hatte zwölf Geschwister, die zwischen 1883 und 1894 zur Welt kamen. Rosa Bechhöfer wuchs als zweitjüngstes von insgesamt dreizehn Kindern des Ehepaares Gabriel und Sara Bechhöfer auf. Rosa und fünf ihrer Schwestern überlebten die Shoa nicht. Ein Bruder, Isaak, geboren am 03. Februar 1892 in Bechhofen, emigrierte in die USA und starb am 31.07.1974 in New York.

Nach dem frühen Tod der Eltern (der Vater starb am 16. Mai 1905 in Bechhofen), kam Rosa mit sechs Jahren, zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Betty, in das Fürther Waisenhaus.

In Fürth war sie später als Verkäuferin im Schuhgeschäft ihrer Schwester Frieda Behr tätig. 

Rosa zog am 06. September 1935 von Fürth nach München. Sie arbeitete ab Februar 1935 dort als Hausangestellte bei der Familie Kreschower, die bald darauf in die USA emigrierte. Ihre nächste Stelle fand sie als Angestellte der Familie Levinger. 

Sie bemühte sich vor der Geburt ihrer Töchter um Emigration in die USA. Der Vater ihrer Zwillinge war Otto Hald, ein Nichtjude. Er verließ München vor der Geburt der Kinder. Ihre Kinder Susi und Lotte kamen am 17. Mai 1936 in München zur Welt. 

Die Töchter wurden im Kinderheim Antonienstraße untergebracht. Rosa Bechhöfer und Alice Bendix sorgten dafür, dass beide im Mai 1939 mit dem Kindertransport nach England gelangten. Dort wurden sie, obwohl die Mutter noch in München lebte, vom Ehepaar Frederick and Audrey Legge adoptiert. Ihre jüdische Herkunft wurde ihnen verschwiegen. Frederick Legge war zur Zeit der Adoption baptistischer Reverend in Cardiff. Er ließ die Mädchen taufen. Lotte erhielt den Namen Eunice Mary, Susi wurde Grace Elizabeth. Lotte Bechhöfer starb jung an den Folgen eines Gehirntumors. Susi wurde Opfer ihres Adoptivvaters, der sie jahrelang sexuell missbrauchte. Im Dezember 1966 heiratete sie Alan Stocken, im Jahr darauf wurde ihr Sohn Frederick geboren. 1996 erschien ihr Buch „Rosa’s Child. The True Story of One Woman’s Quest for a Lost Mother and a Vanished Past”, das sie mit Jeremy Josephs verfasste. 2016 erschien ihr zweites Buch mit dem Titel „Rosa“. Susis Geschichte wurde auch von W. G. Sebald in seinem Roman „Austerlitz“ verwendet.

Rosa Bechhöfer arbeitete zuletzt als Hausangestellte bei der Familie Bacher in der Leopoldstraße. 

Sie musste mehrfach umziehen, so in die Martiusstraße 8, wo sie von 21. März 1941 bis zum 28. März 1941 mit zahlreichen LeidensgenossInnen die Wohnung von Charlotte Perutz teilte. Ab dem 07. April 1941 wohnte sie in der Leopoldstraße 52a.  Am 17. Oktober 1941 kam sie in die „Judensiedlung“ Knorrstraße 148. Sie musste in dieser Zeit als Zwangsarbeiterin in der Flachsröste Lohhof arbeiten. 

Ihr Name steht auf der Liste der 343 im November 1941 zur Deportation nach Piaski vorgesehenen Münchner Juden. Da sie an Brustkrebs litt, wurde sie zurückgestellt, kam am 01. November 1941 in die „Heimanlage für Juden“ Clemens-August-Straße 9 und wurde im Israelitischen Krankenhaus in der Hermann-Schmid.Straße 9 operiert.

Die systematische Ausgrenzung und soziale Ächtung der Juden umfassten auch ihre Vertreibung aus Wohnungen und Häusern und ihre Ghettoisierung in eigens zu diesem Zweck errichteten Massenquartieren. Die Zwangsunterkünfte dienten zunächst dazu, das Programm der „judenfreien Stadt“ zu verwirklichen. Seit Ende 1941 wurden von diesen Orten die nun einsetzenden Deportationen in die Todeslager abgewickelt.

Eines der Massenquartiere befand sich seit Sommer 1941 im Schwesterngebäude des Klosters der „Barmherzigen Schwestern“ an der Clemens-August-Straße 9. Hier mussten auf Anweisung der „Arisierungsstelle“ das Erdgeschoss sowie die beiden ersten Obergeschosse für etwa 300 jüdische Männer, Frauen und Kinder freigemacht werden. Nach der großen „Judensiedlung“ an der Knorrstraße war das schönfärberisch als „Heimanlage für Juden“ titulierte Ghetto in Berg am Laim das zweite große Lager für Juden in München. Am 01. April 1942 wurde Rosa in die Knorrstraße 148 zurückgebracht, kam aber eine Woche später erneut in die Clemens-August-Straße 9. Am 01. März 1943 wurde die „Heimanlage“ aufgelöst und alle Bewohner in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Rosa Bechhöfer kam mit dem Transport am 13. März 1941 in Auschwitz an und wurde dort ermordet.

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