Nach Fertigstellung des Hauses Martiusstraße 8 im Jahre 1907 befanden sich dort zunächst vier Wohnungen im Erdgeschoss. Zwischen 1910 und 1916 wurde in einem Teil des Erdgeschosses eine Pension, die Pension Eger eingerichtet. Nahezu gleichzeitig wurde der übrige Teil des Erdgeschosses auf der rechten Seite zur Wohnung von Clarissa Haimann, der Witwe von Albert Haimann. Die Pension wurde zwischen 1925 und 1930 von Emma Daser übernommen, die mit ihrem Mann auch dort lebte.
Im Jahr 1938 übernahm Josef Schulz, der hier ebenfalls wohnte, die Pension Daser. Sie wurde erst als Pension Daser, dann als Fremdenheim Daser weitergeführt.
Das Fremdenheim Daser, später Fremdenheim Schulz, verkleinerte sich nach dem zweiten Weltkrieg. Neben dem Fremdenheim gab es im Erdgeschoss dann vier weitere Wohnungen. Zwischen 1961 und 1966 wurde das Fremdenheim aufgegeben.
Laut Stadtadressbuch hat auch Else Wolbach, die als Privatiere mit ihrer Schwester Maria seit dem 1. Oktober 1933 in der Martiusstraße 8 wohnte, ab Mitte der 30er Jahre ihre Wohnung im 1. Stock als Pension genutzt. Dort wohnte zeitweise Emilie Rescher. Else Wolbach starb 1944, Maria verließ 1946 das Haus Martiusstraße 8.
Pensionen und Fremdenheime spielten eine wichtige Rolle bei der sog. „Wohnraumarisierung“ und der damit verbundenen Ghettoisierung der Münchner Juden.
Mit dem „Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden“ vom 30. April 1939 wurden Juden vom gesetzlichen Mieterschutz ausgeschlossen. Juden konnten nun aus ihren Wohnungen vertrieben werden oder es konnten ihnen zwangsweise jüdische Untermieter zugewiesen werden. Der bei der Gauleitung angesiedelten „Arisierungsstelle“ kam dabei die Aufgabe zu, die Entmietung und die Einweisung in neue Unterkünfte durchzuführen. Dafür kamen neben Pensionen, Fremdenheimen, Alten- und Krankenheimen auch Wohnungen jüdischer Mieter in Frage, die sowohl nichtjüdischen Hauseigentümern gehören konnten, sich aber auch in Häusern jüdischer Eigentümer befinden konnten. Letztere sog. „Judenhäuser“ wurden zunächst gezielt von der Enteignung ausgenommen, um sie zur Belegung zuvor vertriebener jüdischer Mieter zu nutzen. Oftmals waren diese dabei gezwungen, alle paar Monate oder Wochen ihre Unterkunft zu wechseln.
Neben der Verwertung der freiwerdenden Wohnungen bestand das Ziel darin, die Juden Münchens zu ghettoisieren und auf engstem Raum zusammenzupferchen. Dabei galten zwei Personen als Mindestbelegung für ein Zimmer.
Die Praxis der Entmietungen hatte bis Ende 1941 dazu geführt, dass die privaten Wohnungen aufgegeben werden mussten und sich die jüdische Bevölkerung Münchens nur noch in wenigen überfüllten „Judenhäusern“ und anderen Unterkünften wie Pensionen zusammendrängte.
Als Folge dieser Politik waren auch im Fremdenheim Daser, in der Pension Wolbach und in den Wohnungen von Clarissa Haimann und Charlotte Perutz zuvor entmietete Juden untergebracht.