Hammel, Familie

Liselotte Hammel ca. 1938

Liselotte Nanette Hammel kam als Tochter des Viehhändlers Simon Hammel (geboren am 25. Dezember 1867) und seiner Frau Mina, geborene Bloch (geboren am 12. Juli 1883), am 1. Januar 1919 in Baden-Baden zur Welt. Zusammen mit ihren Eltern und ihrer 10 Jahre älteren Schwester Gertrud, geboren am 16. März 1909, lebte sie bis zum 30. März 1928 in Renchen. Dann zog die Familie nach Offenburg, wo sie zunächst in der Herrmannstraße 20 und ab 1931 in der Sofienstraße 3 wohnte. Liselotte ging auf die höhere Töchterschule in Offenburg, die jedoch 1930 geschlossen wurde. Gertrud besuchte die Handelsschule in Achern und arbeitete später als Sekretärin im Betrieb ihres Vaters. Dieser war ein angesehener Viehhändler, dessen Geschäft sehr gut lief, bis es ab 1933, aufgrund der nationalsozialistischen Rassenideen, langsam zum Erliegen kam.

1938 wanderte Gertrud, Liselottes Schwester, mit ihrem Mann Paul Löwenthal in die USA nach Brooklyn aus. Dort wurde sie jedoch nie glücklich, da sie nicht gut Englisch sprach und mühsame Fabrikarbeit leisten musste, um genug Geld zu verdienen.

Am 9. September 1939 zog Liselotte, die in Offenburg als Angestellte und Hausgehilfin gearbeitet hatte, nach München, wo sie in der Martiusstraße 8 bei Clarissa Haimann wohnte und als Sekretärin arbeitete. Nur drei Monate nach der Ankunft in München gebar sie am zweiten Januar 1940 ihre Tochter Judis. Zu dieser Zeit war ihr Vater in München, um sie zu unterstützen. Der Vater des Kindes war der Kaufmann Rudolf Kahn, der jedoch nicht mit Liselotte verheiratet war.

Schon eine Woche nach der Geburt kam Judis in ein Kinderheim der IKG (Israelitische Kultusgemeinde München) in der Antonienstraße 7. Die Gründe der Trennung von Mutter und Kind sind unbekannt. Liselotte lebte ab dem 21. Mai 1940 bei einer Familie Bloch in der Stievestraße 6, wo ähnlich der Wohnungen Haimann und Perutz Juden eingewiesen wurden. Ab dem 20. Mai 1940 war Liselotte dann im Krankenheim der israelitischen Kultusgemeinde in der Hermann-Schmid-Str. 5-7.

Liselottes Eltern wurden beide bei der großen Massendeportation der Badischen und Saarpfälzer Juden am 22. Oktober 1940 deportiert und in das französische Internierungslager Gurs gebracht. Dort starb Simon Hammel am 16. Dezember 1940, während Mina Hammel am 15. März 1942 nach Rivesaltes verschleppt wurde. Von dort schaffte sie es zu fliehen, lebte illegal in Frankreich, bis sie schließlich am 6. Juli 1946 nach New York auswanderte, um bei ihrer Tochter Gertrud zu leben. Sie litt an der Parkinson-Krankheit und starb am 22. März 1959.

Am 1. November 1940 zog Liselotte nach Stuttgart in die Seestraße 64. Ihre Tochter wurde am 12. November 1941 zu ihr nach Stuttgart gebracht.

Beide wurden am 26. April 1942 mit nur dreiundzwanzig bzw. zwei Jahren ins polnische Ghetto Izbica gebracht, wo insgesamt etwa 14000 Juden festgehalten wurden. Izbica diente als Durchgangsstation zu den Vernichtungslagern Belzec und Sobibor. Am 31. Dezember 1945 wurden sie für tot erklärt.